Man weiß nicht um ihre Existenz, doch trotzdem ist ihr Einfluss im Künstlerviertel von Nir’alenar deutlich spürbar. Sie schenken Inspiration, Träume von einer besseren Zukunft und einem Beleriar, das wieder die Größe erlangt, die es vor dem Untergang besessen hat.
Natürlich ist bekannt, dass es im Künstlerviertel einige Bemühungen gibt, um dies in die Tat umzusetzen. Valea Onoris, die Leiterin der Akademie der Künste ist wohl eine der stärksten Verfechterinnen der Theorie, dass der Fluch Eriadnes aufgehoben werden kann, wenn die alten Ideale wiederauferstehen, Künste und Wissen erneut den Stellenwert erlangen, den sie einst besessen haben.
Schon lange unternimmt man im Künstlerviertel einiges, um diesen Zustand wieder eintreten zu lassen und viele der Wesen aus dem Künstler- und Philosophenviertel haben sich der Bewegung angeschlossen, die im Geheimen als die Traumweber bezeichnet wird.
Die Traumweber arbeiten nicht als Spione und versuchen auch nicht, andere Parteien auszukundschaften. Sie sind keine leuchtenden Beispiele der Tugendhaftigkeit, keine Streiter des Lichts, die mit der Waffe ausziehen, leben aber alle gemeinsam den gleichen Traum, der ihren Herzen Hoffnung gibt.
Valea Onoris ist diejenige, die diese Organisation gemeinsam mit einigen Verbündeten und Vertrauten gegründet hat und nimmt die Position an ihrer Spitze ein, die sie mit der uralten Fae Irielle teilt.
Irielle ist eine wahre Magierin von großer Macht, die die Kunst der Illusion bis zur Vollkommenheit gemeistert hat. Sie nutzt ihr Talent, um im Künstlerviertel Illusionen zu erzeugen, die Inspiration bringen und Wünsche wecken, arbeitet eng mit einigen Individuen aus der Priesterschaft Minarils zusammen, um den Wesen Träume zu bringen, die ihren Kampfgeist und ihre Kreativität wecken, sie mit dem Wunsch beseelen, die Dinge zum Besseren zu wenden.
Nacht für Nacht sind die Traumweber tätig, weben Träume und schenken frischen Mut, erwecken in Liedern und Kunstwerken den Wunsch nach dem alten Nir’alenar, dem glanzvollen Mittelpunkt einer Welt, die für viele verloren gegangen ist.
Noch beschränkt sich ihre Arbeit größtenteils auf die Hauptstadt Beleriars, doch es ist gut möglich, dass sie bald den Weg aus der Stadt herausfinden und in anderen Städten zu finden sein werden. Speziell Städte wie Chadira oder Yelindea sind geradezu prädestiniert dafür, den Traumwebern eine weitere Heimat zu bieten, von der aus sie agieren können. Und es ist kein Geheimnis, dass Irielle den Wunsch hegt, die Unterstützung der anderen Fae zu erfahren, deren Kräfte für die Traumweber wahrlich unbezahlbar wären.
Mitgliedschaft
Es ist weitaus einfacher, zu einem Traumweber zu werden, als in eine andere Geheimorganisation einzutreten, denn die Mitglieder dieses Bundes halten stets Ausschau nach offenen Herzen und fähigen Händen, die für ihre Ziele von Nutzen sind und laden sie gerne dazu ein, tiefer in die Akademie der Künste vorzudringen, um ganz oben, unter ihrer gläsernen Kuppel, an einem jener Treffen teilzunehmen, bei denen die Künstlerelite der Stadt und die Philosophen zusammentreffen, um neue Projekte zu planen und Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Es sind stets Nächte voller Zauber, die von der Kreativität der vereinten Traumweber leben und in denen gemeinsam gesungen und getanzt wird. Meist gleichen diese Zusammenkünfte fröhlichen Festen, nach denen jeder Teilnehmer mit einem Kopf voller Ideen und einem leichten Herzen das Gebäude verlässt, um am nächsten Tag wieder daran zu arbeiten, die alten Ideale in der Welt wiederzuerwecken.
Es gibt kein tatsächliches Aufnahmeritual bis auf einen Kuss Irielles, bei dem sie in das Herz des Anwärters blickt und es auf seine wahren Motive überprüft. Ist der Anwärter ehrlich, so folgt für ihn eine Nacht voller wundervoller Träume, wenn nicht, dann lässt ihn der Kuss auf der Stelle in einen tiefen Schlaf sinken, aus dem er am nächsten Morgen erwacht, ohne sich an die Traumweber erinnern zu können.
Hat der Anwärter Irielles Prüfung bestanden, so wird er auf dem folgenden Fest in die Reihen der Traumweber aufgenommen und schwört Valea und Irielle die Treue, wird bald darauf ausziehen, um für ein Jahr eine andere Stadt Beleriars oder auch nur ein kleines Dorf aufzusuchen und dort die Ideale verbreiten und andere Wesen zu finden, die sich den Traumwebern anschließen könnten.
Nach dieser Zeit wird er mit neuen Anwärtern zurückkehren, die dann ebenfalls Irielles Kuss erwarten und die gleiche Aufgabe übernehmen. So verbreitet sich das bisher noch kleine Licht der Traumweber über Beleriar und weckt in empfänglichen Herzen den Wunsch, die Insel wieder in ihrer alten Pracht unter dem Licht der Sonne erstrahlen zu sehen. Insbesondere bei jenen, die lange genug leben dürfen, um sich noch an das Leben unter dem Sternenhimmel zu erinnern, treffen diese Bemühungen oft auf fruchtbaren Boden. Auch kurzlebigere Wesen, die von alten Geschichten zum Träumen verführt worden sind und die es nach der unermesslichen Freiheit dürstet, die auf der Oberfläche auf sie wartet, lassen sich gerne von diesem Gedankengut anstecken, obgleich sie kein anderes Leben als jenes unter der Kuppel kennen.
Treffpunkt
Die Traumweber treffen stets unter der großen Kuppel in der Akademie der Künste zusammen, die früher dazu gedient hat, die Sterne zu beobachten. Seit dem Untergang wird der Raum nicht mehr genutzt und diente lange Zeit als Abstellkammer, bevor er von den Traumwebern für ihre Zwecke wiederentdeckt worden ist.
Der Kuppelraum ist ein großer, runder Saal mit einem aufwendig gestalteten Mosaikboden, der die Göttin Eriadne mit ihren Avenai, Fanur Mondlied als Schutzpatron der Stadt und Lilliande und Yanariel als Göttinnen der Liebe zeigen, wie sie gerade gemeinsam ein rauschendes Fest feiern. Von der mit Glasmosaiken ausgestatteten Kuppeldecke herab nehmen Minaril, Liaril und Neala Frohblatt daran teil, während Aranus selbst bei dieser Gelegenheit über ein Buch gebeugt sitzt.
Die Wände sind mythologischen Motiven verziert, lassen Faune hinter Bäumen hervorblinzeln und Dryaden aus den Ästen ihrer Bäume schauen, während Einhörner vorüberziehen. Die bogenförmigen Fenster mit den bunten Glasscheiben unterbrechen die Fresken, auf denen sich die Bilder in den Nächten der Zusammenkünfte zu bewegen scheinen, als besäßen sie ein Eigenleben.
Auf dem Boden sind stets vielfarbige Kissen zu finden, die genügend Sitzplätze bieten und Tische voller Speisen und Getränke stehen bereit, falls es bei den Diskussionen und den folgenden Feierlichkeiten trockene Kehlen und hungrige Bäuche gibt.
Der Kuppelraum wird auf magischem Wege geschützt, sodass kein Ton daraus hervordringt, selbst wenn es darin laut zugehen mag. Dieser Zauber verschleiert zudem die Erinnerung an die Existenz dieses Ortes bei all jenen, die nicht zu den Traumwebern gehören, und leitet die Gedanken zu einem anderen Raum, der nun an seiner Stelle für den alten Zweck genutzt wird.
Niemand kann zufällig hineingelangen, denn die Türen wurden zugemauert und die Treppen führen ins Leere. Somit kann sich niemand ungebeten an diesen Ort verirren. Der Kuppelraum kann allein durch eine magische Teleportation erreicht werden. Jedes Mitglied der Traumweber besitzt einen goldenen Schlüssel, der es sicher hinein und auch wieder hinausbringen kann, sobald das Befehlswort dazu gesprochen wird.
Persönlichkeiten: Irielle Daerean
Irielle Daerean ist keineswegs das, was man von einer Fae erwarten würde. Natürlich ist sie von unvergleichlicher Schönheit. Das ebenholzschwarze Haar fließt glatt über ihre zarten Schultern und die nachtblauen Augen wirken überirdisch und der Realität entrückt. Ihre zarten Schwingen weisen die gleiche Farbe auf und rahmen die fragile, hochgewachsene Gestalt der Fae Frau.
Allerdings ist sie keineswegs so arrogant und über den Dingen stehend wie die restlichen Angehörigen ihres Volkes. Seit Jahrhunderten lebt Irielle in Nir’alenar. Es war die Liebe, die sie einst an diesen Ort gezogen hat und die sie dazu gebracht hat, ihre Heimat und ihr Volk zu verlassen. Ein junger Künstler hatte ihr Herz mit seiner Lebensfreude erobert, die kühle Fae mit seinem Temperament fasziniert und die Stadt auf Beleriar zu ihrem Heim werden lassen. Doch im Vergleich zu ihrem unendlichen Dasein war sein Leben nur das kurze Aufflackern einer Kerzenflamme, die bald im Winde verlöschen musste.
Aber selbst als er schließlich in die Traumlande ging, blieb die Fae der Stadt verbunden, in der sie solch großes Glück erlebt hatte. Niemals brachte sie es über sich, ihren Liebsten zu verlassen und zu ihrem Volk zurückzukehren, das ihr mittlerweile fremd geworden ist. Noch immer verspürt Irielle Trauer in ihrem Herzen, wenn sie an den jungen Künstler mit den leuchtenden, dunklen Augen denkt. Von Zeit zu Zeit sucht sie sich einen Liebhaber, der sie an ihn erinnert, um für eine Weile seine Muse zu sein und in seinen Armen Trost zu finden.
Die Akademie der Künste ist seither ihre Wirkungsstätte. Zwar ist sie selbst keine Künstlerin, wenn man von den Illusionen absieht, die sie mit unübertroffener Kunstfertigkeit entstehen lassen kann, doch sie weiß um ihr Talent, andere Wesen zu inspirieren und nutzt dieses, um verzweifelten, jungen Künstler zu ihren ersten Meisterwerken zu verhelfen.
Für die Traumweber ist dies ein enormer Gewinn. Irielle lässt aus dem Verborgenen heraus in der Stadt Szenen entstehen, die vielfältige Emotionen wecken und die Passanten zum Staunen bringen. Nur zu gut erinnert sie sich an das alte Nir’alenar und lässt es vor den Augen aller erstehen, die des Weges kommen, zeigt den Heldenmut jener, die für die Stadt ihr Leben gelassen haben und die Schönheit, die früher an jeder Ecke gewartet hat. Sie lässt Sonne, Mond und Sterne aufgehen, ruft die unendliche Weite des Himmels herbei und erweckt die Göttin Eriadne zum Leben, wie sie sich einst hier gezeigt hat. Ihre Erinnerungen reichen weit zurück, bis hin zur Gründung der Stadt, und so ist sie gleichsam ein unendlicher Quell des Wissens wie auch eine wertvolle Inspiration, die Dinge und Wesen zeigen kann, die verloren gegangen sind.
Trotzdem bleibt Irielles Auftreten gegenüber Fremden kühl und reserviert. Sie ist von kurzlebigen Wesen fasziniert, verspürt aber stets eine niemals endende Melancholie, wenn sie mit diesen konfrontiert wird, da sie um die allzu schnelle Endlichkeit ihres Lebens weiß. Niemals schließt sie schnell Freundschaft, fürchtet sich davor, tiefe Gefühle zu entwickeln, die im Verlust enden und sie noch tiefer in die Traurigkeit stürzen, die sie stets begleitet.
Die Fae seht sich danach, noch einmal den Sternenhimmel mit eigenen Augen sehen zu dürfen, unter dem sie einst mit ihrem Liebsten die Nächte verbracht hat. Und sie möchte noch einmal in dem glanzvollen Nir’alenar stehen, das sie in ihrer Erinnerung noch immer vor sich sehen kann, die prickelnde Aura spüren, die dort vorherrschend war und ihr Herz dazu gebracht hat, schneller zu schlagen. Es ist ihr Ansporn, ihr Ziel und der Grund dafür, ihr Leben nicht zu beenden, bevor sie dieses nicht erreicht hat.
Ziele
Nir’alenar soll wieder zu seinem alten Glanz zurückkehren, Beleriar von den Idealen gezeichnet sein, die der Insel seinerzeit die Gunst Eriadnes gesichert haben, ein Ort des Friedens, der Künste und des Wissens werden, so wie es in alter Zeit gewesen ist. Dies ist das Ziel der Traumweber, von dem sie sich die Vergebung der Göttin und das Aufheben des Fluches erhoffen.
Es ist ein hohes Ziel. Narion erstarkt wieder und seine Anhänger wandeln frei unter den anderen Bewohnern der Insel. Die kurzlebigen Wesen haben vergessen, wie es war, unter dem Licht der Sonne und des Mondes zu leben, kennen nur noch das Leben unter der Kuppel und wissen wenig von der Freiheit, die sie verloren haben.
Vielleicht schwindet der Wunsch nach einer Rückkehr an das Licht, nach einem Leben ohne den Fluch in zu vielen Herzen. Doch die Traumweber haben es zu ihrer Berufung erkoren, gegen das Vergessen zu arbeiten und es nicht zuzulassen, dass die Erinnerung verloren geht.
Die Organisation hat keine Feinde oder Widersacher, die ihre Arbeit behindern. Ihre Existenz ist ein Geheimnis, ebenso wie Irielles Wirken als Urheberin der Illusionen, die ohne Vorwarnung an vielen Orten Nir’alenars auftauchen. Die Traumweber weben ihr Traumnetz nur sehr langsam aber stetig und selbst wenn sie niemals den gewünschten Erfolg verzeichnen mögen und den Fluch damit brechen können, so machen sie die Insel sicherlich wieder zu einem besseren Ort.
Allerdings ist in letzter Zeit eine geheimnisvolle Kreatur in der Stadt aufgetaucht, die Irielles Bemühungen zu behindern versucht. Einige Künstler klagen nach einer Begegnung mit einem geheimnisvollen Mann über Albträume und Ideenlosigkeit und es handelt sich stets um jene, denen Irielle zuvor frische Inspiration geschenkt hat. Der Gedanke, dass dies kein Zufall sein kann, liegt sehr nahe.